Punkte und Sterne

 

Nein hier geht es nicht um das, was Gegner der Klitschko-Brüder beim Boxen nicht bekommen, aber sehen, sondern es geht um Punkte und Sterne für Weine, Weinjahrgänge und Weingüter. Ein Thema das gerade zum European Song Contest auch beim Wein wieder aktuell ist.

 

Beim Wein will doch keiner der Weinkritiker, wie Meyer-Landrut, einfach in den Satz ausbrechen "Wow! Verdammte Axt, ist das geil!", nur weil ein Wein - na ja - einfach geil ist. Da muss man sich schon mit wiissenschaftlicher und mathematischer Präzision diesem Thema nähern, z.B. mit dem 100-Punkte-System von Robert M. Parker Jr.  Dem amerikanischen Notensystem nachgebaut, ermöglicht es angeblich eine bessere Differenzierung, als das herkömmliche 20 Punkte-System (oder gar die englischen Sterne - nur 5 an der Zahl wie bei Hotelkategorien). Auch wenn bei genauerer Betrachtung schon einmal die ersten 59 Punkte wegfallen, weil die Weine unakzeptabel sind und dann nochmals die nächsten 20, weil die Weine durchschnittlich oder unterdurchschnittlich sind.

 

Amerikanisches Notensystem und die Parker-Punkte (PP)

 

Note

Prozent erfüllt

Parkerwert (PP)

A

90-100

96 -100 extraordinary

90 - 95 outstanding

B

80-89

Knapp über dem Durchschnitt bis gut

C

70-79

Durchschnitt

D

60-69

Unter dem Durchschnitt

F

0 - 59

Nicht akzeptabel

 

Spannend wird es am oberen Rand der Skala: 11 Punkte trennen einen guten Wein von einem Weltklassewein. 11% "Qualitätsunterschied" für Weine, bei denen der Preisunterschied - nicht zuletzt auf Grund der gesuchten PP's - nicht selten 200 - 300% und mehr beträgt. Kein Wunder, dass die Weingüter mit ihren Weinen Herrn Parker zu gefallen suchen, entscheidet er doch bei seiner Berühmtheit über den kommerziellen Erfolg. Und das scheint gar nicht so schwer zu sein, weiß man doch, dass Herr Parker einen sehr speziellen Weingeschmack hat, den man natürlich auch machen kann - die technischen Möglichkeiten sind inzwischen unbegrenzt und im Amerikanischen heißt der Önologe ja nicht zufällig "Winemaker".

 

Die Nagelprobe ist jedes Jahr im April die Verkostung des neuen Jahrgangs in Bordeaux. Gespannt warteten alle auf das Verdikt des "Weinpapstes", wie man den Mann aus Baltimore auch nennt. Und er hat gesprochen: 2009 ist "the best vintage of my lifetime". Nun waren bisher Jahrhundertjahrgänge die Spitze, aber wegen des leicht inflationären Gebrauchs dieser Klassifizierung musste eine gefunden werden, die noch besser ist. Tausend Jahre wollte wohl niemand nehmen, weil aus der neueren deutschen Geschichte bekannt ist, dass 1000 Jahre wesentlich kürzer sein können. Deshalb bester Jahrgang eines Lebens. Aber ist Lebenszeit nicht meist kürzer als ein Jahrhundert? Und ab welchem Alter kann ich das das erste Mal sagen? Und was sage ich dann, wenn es wieder passiert? Sei's drum, Päpste sind unfehlbar und wenn doch nicht, das Geschäft ist gemacht.

 

Aber wenn die eingangs erwähnte Diskussion noch weitergeht, muss ersthaft mit einem Schisma gerechnet werden: Gibt es doch wirklich Leute - und dies in steigender Zahl -, die die "ex cathedra" gesprochenen Urteile in Zweifel ziehen! Sie wollen sogar festgestellt haben, dass der Supernase ein wichtiges Geschmackselemant beim Schmecken fehlt! Ketzerei, aber sehr lesenswert (Supernasen.pdf). Ich kann mich dem Fazit des genannten Artikels nur anschließen: Lassen Sie nicht schmecken, sondern schmecken Sie selber.

 

Und da ist noch eine Erkenntnis: Wer glaubt er hat einen teuren Wein vor sich, der bewertet ihn höher, als den angeblich billigen daneben. Billigwein und Preis.

 

Robert Parker ist in Rente, aber inzwischen gibt es in Italien noch einen, der einen Riesen-Riech-Kolben hat und bei dem es 99-Punkte (seine Höchstmarke) nur so hagelt. Als Konsument soll man sich mit seinen Bewertungen deshalb leichter tun, weil er nur das momentane Trinkvergnügen beurteilt und nicht das Potential. Merkwürdig nur, dass selbst Weinhändler, die mit seinen hohen Punkten werben, oft wesentlich weniger eigene Punkte an die Spitzenweine von Herrn Maroni vergeben: Inflationäre Weinbewertungen oder für wie dumm werden die Verbraucher eigentlich gehalten.

 

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