Apt

 

Die heutige Altstadt aus dem Mittelalter liegt an der Stelle, an der am Ende des 1. Jahrh. v. Chr. die Römer zur Sicherung der Via Domitia Apta Julia gründeten.

 

Zu dieser Zeit hatte der Calavon im Süden einen zweiten Flusslauf. Die (Alt-)Stadt lag quasi auf einer Insel und war durch die beiden Flussarme gut geschützt. Unter Kaiser Augustus wurde die Stadt ausgebaut mit Forum, Tempeln und einem Theater, was ihre Bedeutung zeigt.

 

Aus dieser Zeit ist jedoch - im Gegensatz zu Arles, Nîmes oder Orange - kaum noch  etwas erhalten. Ein Grund liegt wohl darin, daß Apt nicht so verteidigt werden konnte wie diese großen Garnisonsstädte und im Zuge der Völkerwanderung wohl mehrmals große Brände in der Stadt gelegt wurden. Auch wenn es keine größeren Sehenswürdigkeiten gibt, lohnt ein Rundgang durch die Altstadt, insbesondere auch ein Besuch der Kathedrale mit ihrer schönen Krypta.

 

Das Theater befand sich zwischen der Kathedrale und der Place Carnot, allerdings einige Meter unter dem heutigen Niveau. In den Kellern der umliegenden Häusern kann man die Sitzreihen und die Gründung etc. auch heute noch sehen. Im Musée d'Histoire et d'Archéologie ist dies ein sehr sehenswerter Teil, neben den gefundenen Artefakten (seit einiger Zeit geschlossen weg. Umgestaltung). Ein Bürgermeister von Apt hatte die gute Idee mit roter Farbe den Grundriss des Theaters auf den Asphalt zu malen. Im Frühjahr 2017 wurden auf der Place Carnot umfangreiche Arbeiten durchgeführt (Verkehrsberuhigung, Kanalisation, Verschönerungen etc.). In diesem Zusammenhang werden in einem kleinen Bereich am Beginn der Rue du Amphitheâtre auch archäologische Grabungen durchgeführt. leider hat die ursprüngliche Idee keinen

Eingang in die Pläne gefunden hat.

 

Noch ein Besuch lohnt sich: Viguier in der Rue des Marchands 132 verkauft Geschirr, Töpfe, Keramik etc. Aber auch wer sich dafür nicht interessiert, sollte die Keramikausstellung im Keller besuchen. Sie befindet sich in einem Gewölbe aus gallo-romanischer Zeit auf dem selben Niveau wie die Krypta und den oberen Rängen des römischen Theaters und vielleicht finden Sie ja gleich auch noch eine Salatschüssel - natürlich aus dem 21. Jahrhundert.

 

 

 

Im 17. Jahrhundert  entwickelte sich Apt allmählich zur Marktstadt und auch heute noch ist der Markt von Apt samstags von 8:00 bis 13:00 Uhr einer der schönsten Märkte der Provence, weil er seinen Charakter als besondere Einkaufsmöglichkeit nicht zu Gunsten reiner Tourismus-Stände eingebüßt hat und weil er sich durch die gesamte Altstadt und die beiden Plätze davor erstreckt. Auch der sog. Bauernmarkt jeden Dienstagvormittag auf der Place Lauze Perret lohnt einen Besuch.

 

Nicht so positiv entwickelte sich die Industrie in Apt seit dem 19. Jahrhundert: Die drei industriell verarbeiteten Produkte Ocker, kandierte Früchte und Faience erlebten viele Krisen und sind heute keine nennenswerten Einnahmenquellen mehr. Sehr schön dokumentiert ist diese Entwicklung Apts im "Musée de l'aventur industrielle du Pays d'Apt" (frei übersetzt: Abenteuer Industrialisierung). Der Niedergang Apts wurde durch die Verlegung der Nuklearstreitkräfte (2.000 Mann mit Familien) gestoppt. Seitdem jedoch diese Militäreinheiten im Zuge der Entspannung in Europa wieder abgezogen wurden, hat sich die Situation wieder verschlechtert. Die relativ kleine Pioniereinheit der Fremdemlegion, die nach Apt verlegt wurde war nur ein geringer Ersatz. Nach Statistiken betrug die Arbeitslosigkeit  im Jahr 2013 21,8 % (Frankr. im Mittel 10,4%), bedenklich ist dabei die relativ höhere Jugendarbeitslosigkeit. Permanent gestiegen ist in den letzten Jahrzehnt auch die Zahl der Einwohner mit Migrationshintergrund (Anteil über 20%). Bei Umfragen werden die Lebensbedingungen und Perspektiven in Apt ziemlich negativ eingeschätzt und dies obwohl in den umliegenden Orten hierfür hohe Werte erzielt werden.1

 

Postkarte von 1904

 

Dies tut dem Tourismus keinen Abbruch - zu schön sind Landschaft und Orte des Luberon und er ist damit eine wichtige Einnahmequelle. Die Gesamtsituation hat jedoch Einfluss auf Gastronomie und Hotellerie. Hier ist Apt, trotz einiger netter Cafés nicht übermäßig gut bestückt. Der Versuch von Jean-Marie Guffens-Heynen, einem sehr renommierten Winzer aus dem Maconnais, mit dem Carré des Sens aus einer ehemalige Druckerei ein Zentrum für guten Wein und feine Gastronomie zu machen, ist grandios gescheitert.

 

Der Sitz der Institution, die den Parc naturel regional du Luberon betreut, sitzt ebenfalls in Apt und hat umfangreiches Informationsmaterial. Sehr sehenswert ist das kleine aber intelligent gemachte Museum für Paläontologie im Keller des "Maison du Parc". Sehr anschaulich an Hand der Funde, die Entwicklung des Luberon im Wechsel von Steppe und Meer.

 

Noch ein Fund ist zu erwähnen. Beim Bau eines Sozialpädagogischen Zentrums etwas außerhalb von Apt (Tourville) wurde ein großer Bauernhof aus römischer Zeit entdeckt. Der Bau des Zentrums wurde 200 m weiter östlich gebaut und der Hof archäologisch untersucht. Höchst interessant, aber leider kann man nur über den Zaun schauen. Die wichtigsten Grabungsstätten sind mit schwarzen Planen abgedeckt. Wer allerdings  am 3. Septemberwochenende im Luberon ist, kann vielleicht eine geführte Besichtigung mitmachen. An diesen Wochenenden, den Jours de la patrimoine (Kulturerbe-Tagen) werden Sehenswürdigkeiten geöffnet, die sonst nicht zugänglich sind.

 

 

Amphoren für OlivenölModell

 

Wer Ende Mai in oder in der Nähe von Apt ist, sollte sich unbedingt das Programm des jedes Jahr stattfindenden Jazzfestivals anschauen. Hauptsächlich in Frankreich lebende Künstler bieten sehr abwechslungsreiche Konzerte. Zum Teil kosten sie sogar keinen Eintritt.

 

1 Quelle: Journaldunet

 

 

 

 

 

 

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