Corona verändert (W)Einkaufsverhalten


In einer (virtuellen) Konferenz in Verona über die Situation des Weinhandels, wurde für Italien eine signifikante Veränderung des Weinkaufs in Corona-Zeiten festgestellt.

 

Im Verlauf des Jahres 2020 sei der mengenmäßige Umsatz von Wein im Masseneinzelhandel um 5,3% gestiegen und der wertmäßige gar um 6,9%. Dies sei umso bemerkenswerter, als in dem Preissegment von 7-10 € - schon relativ hoch für Supermärkte - eine Steigerung von 13,6% zu verzeichnen sei. Daraus wird geschlossen, dass wichtige Käuferschichten in der Corona-Krise realisieren, dass es auch im Masseneinzelhandel - zumindest partiell - ein qualitativ gutes Weinangebot gibt. Auch wenn das Vorurteil der Billigheimer schon sehr alt sei, müsse man davon ausgehen, dass dies mittel- und langfristig Käufer vom Weinfachhandel abziehen werde, auch wenn dort eine höhere Beratungskompetenz, Weinproben etc. zu erwarten seien. Die aggressive Preispolitik, das breite Sortiment und die zu erwartende qualitative Sortimentsanpassung nach oben würden weitere Käuferschichten anlocken.

Unsere Einschätzung: Auch in Frankreich gibt es ähnliche Tendenzen. Die Sortimente der Supermarktketten in Deutschland sind - trotz vielfältiger Verflechtungen - (noch?) nicht mit denen Frankreichs oder Italiens vergleichbar, was vermutlich an einer sehr unterschiedlichen Haltung der Deutschen zu Lebensmitteln liegt. Dennoch müssen diese Entwicklungen als Alarmzeichen für den Fachhandel betrachtet werden. Wer hätte gedacht, dass Amazon trotz eines hervorragenden Liefersystems des Buchgroßhandels, den traditionellen Buchhandel so stark beeinträchtigen könnte. Neue Konzepte und Allianzen zwischen Winzern und Fachhändlern sowie der Händler untereinander scheinen nötig.

Aber einen Lichtblick gibt es doch: Hatte ich bisher gedacht, dass die Corona-Krise den Rückfall in mittelalterliche Denkweisen beschleunigt und die Ideen der Aufklärung in Vergessenheit geraten, so zeigt dieser Trend, dass auch in einer Hochzeit der Verschwörungstheoretiker und alternativen Fakten, Vourteile durch Erkenntnis beseitigt werden. Welche ein Erfolg - wenn auch vielleicht bisher nur in einem nicht ganz so entscheidenden Bereich und das nur in Italien und bei Weintrinkern. Aber die stehen für mich ohnehin auf einer höheren Entwicklungsstufe.

 

Verschärft wird diese Situation für die Wein-Fachhändler (und das gilt für den gesamten traditionellen Einzelhandel) durch eine immer breitere Nutzung des Online-Handels. Dieses Segment hat enorme Zuwachsraten durch Corona. Und auch hier werden nicht wenige bei einer Normalisierung der Situation nicht wieder zu ihrem alten Einkaufsverhalten zurückkehren.


P.S.: Ganz aktuell - Aldi Angebot letzte Woche (48. KW 2020) - Chapoutier Côtes du Rhône 2019 Preis 4,99/0,75L. Ein guter Côtes du Rhône von einem sehr renommierten Winzer und Großhändler und das zu einem unschlagbaren Preis. Nicht nur wegen Corona eine schwierige Zeit für Weinhändler.

 

Quelle: Dr. Wine - Daniele Cernilli

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