Mittelalter, Riesenmeteoriten und Culatello
Alles zusammen gibt's das nur einmal auf der Welt:: Im Nördlinger Ries. Wobei man beim Culatello genauer sein muss: Den gibt's nur bei Jockl Meyer als Rieser Culatello Riserva.
Vor langer, langer Zeit - um genau zu sein vor 15 Millionen Jahren - schlug, dort wo heute Nördlingen liegt, ein Asteroid von 1,5 km Durchmesser ein: Kurz vor dem Aufschlag betrug seine Geschwindigkeit ca. 54.000 - 180.000 km/Std. Die Luft wurde so stark komprimiert, dass sie sich auf ca. 20.000° erhitzte und die Erdoberfläche und den Asteroiden zum Schmelzen brachte. Eine Druckwelle setzte sich mit Überschallgeschwindigkeit ins Innere fort und schaffte einen Krater mit rund 4,5 km Tiefe. Das geschmolzene Gestein wurde in einem Umkreis von 50 km verteilt, einzelne zentnerschwere Gesteinsbrocken bis in die Gegend von Ulm und Augsburg. Ein Teil des geschmolzenen Gesteins wurde bis zu 450 km weit geschleudert (u.a. Moldavit, grünes glasähnliches Gestein an der Moldau).
Der tiefe Krater existierte nur für wenige Sekunden, bevor eine heiße Gaswolke in die Höhe schoss und sich der Boden des Kraters aufwölbte . Als er einbricht und die Gesteinsmassen aus der Luft und vom einstürzenden Kraterrand den Krater schnell auffüllen, sind nur wenige Minuten vergangen. Der Spuk mit einer Gewalt von ca. 100.000 Hiroshima Atombomben ist vorüber. Erst 1960 konnte auf Grund von Funden von Gesteins- und Glasarten nachgewiesen werden, dass es sich um einen Meteoriteneinschlag und nicht einen Vulkanausbruch handelte, was man zuvor angenommen hatte.
Und mitten in diesem rund 25x25 km großen Kraterkessel befindet sich heute Nördlingen - eine der schönsten mittelalterlichen Städte, fast rund und vollkommen umschlossen von der alten Stadtmauer, mit einer Vielzahl schöner und interessanter Gebäude und den sehr auffälligen Stadttoren. Eine Stadt, die einen in mehrfacher Hinsicht Besuch lohnt.
Wenn Sie Nördlingen besuchen, dann sollten Sie sich die Zeit nehmen und auf einen der inneren Kraterberge fahren, z.B. die Marienhöhe, um in Meyers Keller bei Joachim Keller zu speisen. Eine ehemalige Brauerei dient hier als "Wirtshaus" für sehr gute regionale Küche und das Restaurant für die "Kreativküche" - beides sehr zu empfehlen. Wo bekommt man schon einmal so gute handgeschabte Kässpätzle mit Weißlacker-Käse? Und "Rieser Culatello" gibt's in der Tat nur von hier.
Sie werden sich fragen, was bitte ist das. Na ja Culatello ist eigentlich ein besonderer luftgetrockneter Schinken von besonderen Schweinen aus einigen wenigen Dörfern in der Umgebung von Parma mit der eigener DOP "Culatello di Zibello". Er wird nach der Behandlung mit Rotwein und Knoblauch in Schweineblasen "eingenäht" und bekommt sein unvergleichliches Aroma durch einen Edelschimmel, dessen Enzyme für das besondere Aroma des Culatello verantwortlich sind. Und Rieser Culatello ist sein Pendant aus dem Nördlinger Ries. Gemacht wird er von Joachim Kaiser von Meyers Keller.
Die sprachliche Mischung von italienisch und deutsch, rührt daher, dass eine wörtliche Übersetzung des Wortes "Culatello" zwar möglich, aber irgendwie unpassend schien: "Ärschchen". Ansonsten ist der Herstellungsprozess des Schinkens jedoch sehr ähnlich, mit der Besonderheit, dss er nicht 12-14 Monate, sondern 30 Monate reift, deshalb heißt er auch Riserva. Die Reifung erfolgt in den alten Rundbogenkellern wo früher das Bier lagerte - kühl und feucht. Da hat der Rieser Culatello Riserva ideale Reifebedingungen. Unbedingt vor Ort probieren, das Essen im Wirtshaus macht einfach Spaß. Es gibt ihn auch im Versand - geschnitten oder am Stück, aber dann braucht man mindestens die kleine, rote Berkel zum Schneiden und das wird teuer.