Cinque Terre

 

1997 wurden die Cinque Terre in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco aufgenommen. Sicher zu Recht, denn es ist eine einzigartige Landschaft, aber mit welchen Konsequenzen?

 

Die fünf Dörfer in Ligurien südlich von Genua sind verteilt auf 12 km Steilküste. Bis vor 30 Jahren war die Mehrzahl der Dörfer nur erreichbar zu Fuß, zu Schiff und per Bahn. Die Bahnlinie Turin-Rom wurde 1974 fertiggestellt und ermöglichte den Bewohnern tagsüber einer Arbeit z.B. in La Spezia nachzugehen. Selbst die Entwicklung in den einzelnen Dörfern verlief relativ unabhängig voneinander: Noch heute erkennen die Einheimischen am unterschiedlichen Dialekt aus welchem der 5 Dörfer der Gegenüber kommt.

 

Par la_sonix — https://www.flickr.com/photos/66896801@N00/1223441484/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28017865Der beschränkte Raum für die einzelnen Dörfer hat auch verhindert, dass irgendwelche Bausünden die Ortsbilder zerstören. Ein Gesamtkunstwerk werden die Cinque Terre jedoch durch die von Menschen gestaltete Natur: Auf extrem steilen Terrassen werden Wein, Olivenbäume, Zitronenbäume und etwas Gemüse angebaut und unter großen Mühen gepflegt und geerntet. Dies ist nur möglich durch die jahrhundertealten Trockenmauern, die die Erde zusammenhalten und ein Abrutschen der Terrassen verhindern. Teil der Arbeit in den Olivenhainen und den Weinbergen ist die Ausbesserung dieser Mauern. Sie wird jedoch von niemandem bezahlt und die Arbeit kann auch nicht über den Weinpreis weiterbelastet werden. Dabei reden wir von 6700 km Trockenmauern, die im Laufe der Jahrhunderte gebaut wurden und die dabei sind zu zerfallen. Das ist so lange wie die chinesische Mauer.

 

Waren es noch 1400 ha, die vor 50 Jahren bewirtschaftet wurden, sind es heute nur noch Par -Jérôme- — https://www.flickr.com/photos/76474448@N00/6261797190/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2797373800 ha. Man rechnet rund 3000 Arbeitsstunden, die für 1 ha Weinberg in den Cinque Terre pro Jahr aufgewendet werden müssen. Das ist drei- bis fünfmal mehr als anderswo. Und es erklärt, warum selten mehr als 1 ha bewirtschaftet werden und dies im Nebenerwerb. Nun gibt es begrenzte Zuschüsse, aber weil kein Geld in den öffentlichen Kassen ist, dauert eine Auszahlung ewig, z.B. nach Unwettern. Sehr zu schaffen machen den Winzern auch die Wildschweine. Sie wurden von Jägern vor rund 20 Jahren wohl aus Osteuropa eingeführt und sie sind wesentlich robuster und größer als die einheimischen Tiere. Sie sind, wie ein Winzer sagte, in der Lage in einer Nacht einen ganzen Weinberg zu zerstören. (Nach Merum Heft 4 September 2009). 

 

Der mangelnde Unterhalt der Trockenmauern zusammen mit einer Vielzahl von Unterlassungen und Bausünden waren denn auch verantwortlich, dass die extremen Regenfälle Ende Oktober/Anfang November 2011 eine Katastrophe auslösten. Gewaltige Schlamm-, Geröll- und Wassermassen führten in den Dörfer der Cinque Terre, im Hinterland bis hinauf nach Genua zu schreckliche Verwüstungen (siehe Beitrag: Schlammlawine Cinque Terre).

 

 

Ein Glück (und ein Fluch), dass es den Tourismus gibt, der für Viele eine wichtige und notwendige Einnahmequelle darstellt. Die Wiederherstellung nach der Schlamm-Katastrohe wäre - wie im Hinterland - auch heute noch nicht abgeschlossen. Rund 2 Millionen Besucher kommen jährlich in die 5 Dörfer. Dabei kann man jedem nur empfehlen das Auto z.B. in Levanto stehen zu lassen und mit dem Zug oder dem Schiff in die Cinque Terre zu fahren. Dort ist man zu Fuß (oder der Bahn) ohnehin am besten unterwegs. Eine Vielzahl von Wanderwegen inmitten südlicher Vegetation mit zum Teil sensationellen Ausblicken auf das Meer und die Dörfer laden gerade dazu ein, sich diese wunderschöne Landschaft zu erlaufen. Und in jedem der Dörfer kann man unterbrechen und mit dem Zug oder dem Schiff zurückfahren. Fast noch schöner und interessanter ist jedoch der weitere Verlauf des Wanderwegs über Riomaggiore hinaus nach Süden.

 

 

Natürlich gehört zu den Spezialitäten der Cinque Terre der Wein. Zumindest der Wein der Cooperativa wird überall angeboten. Die Weine der selbstvermarktenden Winzer sind schwerer zu erhalten, da sie - meist im Nebenerwerb tätig - schwer zuhause anzutreffen sind. Es lohnt sich aber danach zu fahnden. Eine exzellente Vinothek befindet sich außerhalb der Cinque Terre in Chiavari. Pierluigi Lugano verkauft in der Enoteca Bisson nicht nur ausgesuchte Weine aus Italien und anderen Ländern, sondern auch von ihm selbst produzierte Weine aus den Cinque Terre und anderen Teilen Liguriens. Sehr empfehlenswert sein Vermentino.

 

Monterosso ist für seine Sardellen berühmt und dort werden auch die in Salz eingelegten verkauft. Ebenso erhält man dort Limoncino, einen Zitronenlikör nur aus Zitronen der Cinque Terre. Und nicht zuletzt kann man dort wunderbar schmeckende, in Salz eingelegte Kapern käuflich erwerben (Ciak in Monterosso z.B.).

 

Essen im Restaurant ist nicht billig, aber man bekommt zum Teil sehr gute Fischvorspeisen und Fischgerichte, aber wirklich nicht allerorten. Aber wie überall mit viel Tourismus gibt es auch viele Restaurants wo man "abgespeist" wird. Empfehlenswert: Ciak in Monterosso; Trattoria da Sandro in Vernazza (kurz vor dem Bahnhof), der einen wunderbaren lauwarmen Polposalat mit Kartoffeln und Olivenöl macht und eine sehr gute - frische - Frittura di mare. Und noch drei Empfehlungen von Merum: Dau Cila in Riomaggiore (Via San Giacomo 65 - unten am Hafen); Gli Ulivi in Volastra, Via N.S. della Salute 114); Ristorante Enoteca Il Pirun in Corniglia, Via Fieschi 115 (manchmal mit Live-Musik).

 

Hotelempfehlung: Hotel Punta Mesco in Monterosso (mit Parkplatz).
Reiseführer: Cinque Terre Ligurische Küste von Christoph Hennig Verlag Oase. Dieser Führer ist ganz hervorragend, kein Wunder, dass 2016 bereits die 24. Auflage erschienen ist. Er enthält nicht nur die Cinque Terre und seine Wanderwege, sondern - wie es bereits im Titel steht- die ligurische Küste von Genua bis La Spezia.
 

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