Der Lavendel und seine Feste in der Provence
Wenn ab Mitte Juli der Lavendel in der Provence blüht, dann gibt es für viele Touristen kein Halten mehr und sie stapfen in Scharen durch die Lavendelfelder.
Sie sind auf der Jagd nach dem ultimativen Foto mit den zuvor extra gekauften Klamotten (zumindest der Strohhut muss sein, aber möglichst auch ein schickes Sommerfähnchen).
Dass sie dabei nicht unerhebliche Schäden in den Feldern anrichten, schert wenige. Kein Wunder, dass die Lavendelbauern auf der Hochebene von Valensole seit einiger Zeit ernsthaft darüber nachdenken, ob und wie sie Eintritt verlangen können (Venedig macht es vor!). Aber man muss zugeben, dass diese großen blühenden Felder mit den ockerfarbenen Böden schon ein sehenswertes Naturerschauspiel sind. Aber so wie es auch in Venedig kleine, versteckte Ecken ohne großen touristischen Rummel gibt, so findet man auch jenseits von Valensole schöne Lavendelfelder.
Sehr empfehlenswert ist hier das Plateau d'Albion unterhalb des Mont Ventoux um Saint-Christol und Sault. Bis 1996 waren dort die mit Atomsprengköpfen bestückten Mittel- und Langstreckenraketen Frankreichs in unterirdischen Silos untergebracht (force de frappe). Zwischen blühenden Lavendelsträuchern sah man damals noch die Deckel der Silos und auf den Straßen, die verbeiführten, galt Halteverbot und eine Mindestgeschwindigkeit musste eingehalten werden. Im Zuge des politischen Tauwetters wurden diese Raketen abgebaut - hoffentlich für immer.
Heute nutzen die Fremdenlegion und Private die Kasernen und Anlagen und ganz in der Nähe unterhalb des Mont Ventoux - in Ferrassières - gibt es jedes Jahr am 1. Sonntag im Juli ein sehr schönes Lavendelfest mit provenzalischen Musik- und Theateraufführungen, einem Markt mit regionalen Produkten von Trüffel bis Keramik und - unabdingbar - neben "food trucks" ein großes Zelt mit einem traditionellen Menü. Führungen durch die Felder und Vorführungen der Ernte und der Destillation von Lavendel runden das alles ab. Touristisch, aber auch sehr sympathisch.