(C) By DirkVE - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21657652Wir brauen, um zu leben


Die Regeln des Hl. Benedikt besagen, dass die Mönche von ihrer eigenen Hände Arbeit leben sollen. Und danach richten sich die 19 Mönche des Trappistenklosters im Nordwesten Flanderns. 


Sie, besser das Kloster, könnte davon reich werden, denn sie brauen eines der besten Biere der Welt - wenn nicht das beste. Aber die Mönche wollen nur davon leben, nicht reich werden. "Wir brauen, um zu leben", nicht anders herum. Also gehorcht die Produktion und der Verkauf ganz eigenen Regeln, die in Zeiten von Amazon & Co. ziemlich schräg wirken: Trotz riesiger Nachfrage wird nicht mehr Bier gebraut, als sie für sich und den Unterhalt des Klosters brauchen. Nur einmal wurde etwas mehr gebraut - sie brauchten Geld für ein neues Dach.

Der Verkauf der 3 gebrauten Sorten erfolgt nur an der Pforte des Klosters, Lieferungen gibt es nicht. Auch der Preis steigt entgegen der kapitalistischen Grundregel von Angebot und Nachfrage nicht (je nach Sorte € 1,50 - 2,00/Fl. 0,33l). Und der ziemlich modern anmutende Online-Verkauf entpuppt sich als Schutz vor Spekulanten und Schwarzmarkt (dort erzielte das Bier bis zu € 30 die Flasche) und folgt ganz eigenen Regeln:

Bier bekommt nur, wer auf der Website registriert ist - bei derzeit 40.000 Registrierten, heißt das, dass man ungefähr nur jedes 3. Mal erfolgreich ist: Der Bestellvorgang dauert bis zu 60 Minuten, max. 2 Holzträger à 24 Flaschen (ohne Etikett), Abholung nur vor Ort in einem engen Zeitfenster, Ehrenerklärung, dass kein kommerzieller Kaufgrund vorliegt. Wer gegen die Regeln verstößt wird als Berechtigter gestrichen, wer selten kauft bevorzugt. Die Kontrolle der Berechtigung erfolgt über das Autokennzeichen. Deshalb der ausdrückliche Hinweis auf der Webseite: Nur mit korrektem Autokennzeichen gibt es Bier.

Hindernisse, nichts als Hindernisse und trotzdem bekommt man plötzlich Lust darauf, dieses Bier wenigstens einmal zu probieren. Sie nicht?

 

Quelle: nzz vom 7.2.2020 Christoph G. Schmutz