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Alkohol und Lebensdauer

oder

Vorverständnis und Methodenwahl

 

Nicht wenig überrascht dürfte der amerikanische Biologe Raymond Pearl gewesen sein, als er inmitten der Prohibition Whiskey unters Hühnerfutter mischte, um die Richtigkeit des Alkoholverbots zu bestätigen. 

 

Er stellte nämlich fest, dass die Whiskey-Hühner wesentlich länger lebten als die ("zwangs"-)abstinenten. Auch wenn die Ergebnisse  unerwünscht waren hielt er sie doch in seinem Buch "Alkohol und Lebensdauer" fest.

 

Heute scheinen die Autoren von Auftragsstudien da weniger zimperlich zu sein. So wurde eine französische Studie Ende 2009 gerade rechtzeitig fertig, um den Antrag im Parlament auf ein völliges Verbot der Internetwerbung für Alkohol zu stützen. Weiter sollten die kostenlosen Weinproben beim Winzer verboten werden und das klassische "Menue tout compris" incl. einem Viertel Wein. Resumée der Untersuchung: Auch geringe Mengen Alkohol seien krebserregend. Kein Wort über das "french paradox" und keine Auseinandersetzung mit Studien, die zu anderen Ergebnissen kommen. Die Anträge wurden im französischen Parlament dann auch mit relativ großer Mehrheit abgelehnt.

 

In der gleichen Richtung liegt eine Studie des Brigham and Woman's Hospital in Boston, die zu dem schönen Ergebnis kommt, dass Frauen im Alter weniger zunehmen, wenn sie zur Gruppe der alkoholtrinkenden Frauen gehören (also feste druff!). Soweit ersichtlich auch hier wieder einmal eine sehr eindimensionale Untersuchung, die die sonstigen Ernährungsgewohnheiten und soziale Faktoren völlig außer Acht läßt. Sehr schön eine ganz neue Studie, die "nachweist", dass die Trinkgelage irischer Männer mit Whiskey und Bier am Wochende ungesünder sind, als der regelmäßige, tägliche Weinkonsum von Franzosen, bei grundsätzlich ähnlicher Alkoholmenge. mehr>>>>

 

Da ist es richtig wohltuend, dass Dr. med Johannes Scholl, ein Arzt, der in der Prävention tätig ist, in einem Artikel nicht nur die gesundheitsfördernden Wirkungen von Wein darstellt und begründet (und zwar auf der Basis aller verfügbaren seriösen Studien), sondern auch klare Aussagen macht, was man unter einem moderaten Genuß zu verstehen hat: 40 Gramm Alkohol bei Männern und 20 Gramm bei Frauen, was in etwa 0,4/0,2 Liter Wein pro Tag entspricht. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Unterschied  bedeutet nicht - wie beim Lohn - eine weitere Benachteiligung von Frauen, sondern hat organische Ursachen.

 

Generell muss man aber festhalten - und dies tut auch Dr. Scholl -, dass diese Untersuchungen, vor allem wenn es sich um vergleichende Untersuchungen handelt,  immer mit sehr viel Vorsicht zu genießen sind. Neben sozialen Faktoren spielen das Rauchen, Sport, Ernährungsgewohnheiten etc. ebenfalls eine Rolle und es ist ziemlich schwer zu ermitteln, welche Faktoren welchen Anteil an den Ergebnissen haben.

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